Unterwegs mit tangotours - Artikel in der tangodanza - 2014
von Christiane Rasmus
„Schicke das Kind, das du liebst, auf Reisen", singt ein japanisches Sprichwort und macht eine gute Reise so betrachtet zu einem Geschenk der Liebe.
Mehr als 250 solcher Geschenke hat Kerstin Karkowski während der vergangenen 16 Jahre zahlreichen reiselustigen Tangueros und Tangueras schon gemacht, die ihr oft über Jahre die Treue halten und immer wieder neugierig sind auf interessante Orte, spannende Begegnungen, inspirierende Tanzpaare und vielseitig belebte und durchtanzte Auszeiten vom Alltag.
Im November 2014 feierte sie am Sitz ihres Unternehmens in Fulda 15 Jahre Tangotours mit über 400 Gästen und vielen im Tango beheimateten Wegbegleitern, und blickte froh und zu Recht stolz auf eine lange und reiche Wegstrecke zurück.
Sprung ins kalte Wasser
Alles begann damit, dass Kerstin vor 21 Jahren im Sommer 1995 mit ihrem damals achtjährigen Sohn Kolja eine Busreise nach Kroatien antrat. Am Steuer des Reisebusses begegnete sie in vielerlei Hinsicht ihrem Schicksal: Helmut Mai, der heute seit über 20 Jahren ihr Lebensgefährte ist und über viel Erfahrung als Reise-Unternehmer verfügt. „Ohne Helmut gäbe es Tangotours nicht, im Grunde hatte er diese verrückte Idee“, erzählt Kerstin, die seinerzeit begeisterungsfähig und mutig genug war, ins kalte Wasser zu springen. Denn was heute viele andere Veranstalter ebenfalls anbieten, war damals etwas Seltenes und Neues: Tango und Reisen zusammen zu bringen. Seitdem verbindet Kerstin verzauberte Orte, stilvolle und individuell gestaltete Unterkünfte, gute Tanzlehrer und eine entspannte und vielseitige Planung vor Ort zu angenehmen und anregenden Tango-Urlauben.
Sie selbst ist immer präsent, herzlich und offen. Viele Teilnehmer sind zum wiederholten Male dabei, und so strahlt das Ambiente ihrer Reisen bereits kurz nach der Ankunft etwas Familiäres und Freundschaftliches aus - Qualitäten, die Kerstin dezidiert am Herzen liegen und Tangotours-Reisen auszeichnen.
Doch erst einmal mussten Kerstin und Helmut neben der Liebe und den Reisen auch den Tango für sich entdecken. Ihren ersten Workshop besuchten die beiden in der Volkshochschule in der Burg Fürsteneck in der Rhön und waren sogleich infiziert: „Es hatte uns echt gepackt, wir wussten sofort, das ist was für uns!“ Und gleich ein halbes Jahr später gingen sie über Sylvester auf ihre erste Tangoreise nach Südspanien, wo Tangotours geboren wurde. Das bedeutete auch, dass Kerstin im Jahr darauf ihr bisheriges Leben radikal umkrempelte: Sie kündigte ihre Stelle als Redakteurin in der Pressestelle beim Hessischen Rundfunk und begann ihre Karriere als Reise-Unternehmerin, was sie „nie bereut“ hat.
Erste Reise nach Italien
Im März 1999 war es dann so weit: Das frisch gegründete Unternehmen veranstaltete seine erste Tangoreise nach Cinque Terre in Italien, mit dabei das damals noch blutjunge Tänzerpaar Damian Esell & Nancy Louzan aus Buenos Aires, für das mit dieser Reise eine fulminante Europa-Karriere begann. Mittlerweile ist Kerstin durchschnittlich 18 Wochen im Jahr auf Reisen, mehr als 250 Tangotouren liegen hinter ihr. Apulien, Ardèche, Bodensee, Bretagne, Gomera, Südfrankreich, Texel, Toskana, Trentino, Usedom und Vendedig heißen die Ziele für 2016. In den vergangenen Jahren ging es außerdem nach Davos, nach Lipari, in die Uckermark, nach Istanbul, Lissabon und an viele andere Orte in Europa. Dabei, so sagt Kerstin, sei es gar nicht so leicht, jedes Jahr neben den bewährten Highlights auch ein bis zwei neue Plätze aufzuspüren, die ihr geeignet erscheinen.
Denn für ihre Kunden wünscht Kerstin sich besondere Orte mit Charme in Verbindung mit guten Unterkünften, einem stilvollen Tanzsaal und gutem Tanzboden. Vor Ort ergibt sich dann eine erholsame Mischung aus Freizeit, Tanzunterricht, Kultur, Geselligkeit und abendlichem Tangotanzen auch im Kontakt mit der örtlichen Tangoszene, aus der Gäste willkommen sind und zu deren Milongas es gemeinsame Fahrten gibt.
Tango in Venedig sei eine der erfolgreichsten Reisen, berichtet Kerstin, die auf den abendlichen Milongas neben Helmut, der oft zu Gast ist, die Musik macht und leidenschaftlich mit ihren Gästen tanzt. Der Tango passe wunderbar in die Serenissima und ihre immer noch faszinierenden Kulissen – und die Open-Air-Milongas am Canale Grande und die Bälle in den alten Palazzi seien einfach hinreißend.
Große Bandbreite an Lehrerpaaren
Die Tangolehrerpaare für ihre Reisen suchen Kerstin und Helmut so aus, dass sie gut in das Gesamtkonzept von Tangotours hineinpassen: Es ist ihnen wichtig, dass die Lehrer neben tänzerischem Können und Freude an der Lehre eine angenehme Kursathmosphäre schaffen, in der jeder gerne lernt, sich gesehen fühlt und angesteckt werden kann von Begeisterung und Lebensfreude im Tanz. Viele Lehrerpaare sind schon einige Jahre dabei, so dass Kunden die Möglichkeit haben, jedes Jahr wieder mit ihrem ‚Lieblingspaar’ zu reisen und den Tango zu vertiefen. Zum Stamm-Team gehören Andrea Bestvater & Martín La Bruna aus Buenos Aires, Diana & Juan Camerlingo aus Stuttgart/uenos Aires, Patricia Hilliges & Matteo Patero aus Florenz, Ricardo ‚El Holandés’ mit ‚Doña Piedra’, Suzana Piene oder Mabel Rivero, Esther Szirniks aus Bochum, Susanne Opitz und Rafael Busch sowie Judith Preuss und Constantin Rüger aus Berlin. Lange Jahre waren auch Gisela Graef-Marino & Sergio Molini, Jeusa Vasconcelos & Eric Müller, Ricky Barrios & Laura Melo und Ulrich Böhme prägende Lehrer auf Tangotours-Reisen. Neu hinzugekommen sind im vergangenen Jahr die Startänzer Alejandra Heredia & Mariano aus Madrid. So entsteht eine große Vielseitigkeit und für Kunden ein breit gefächertes Angebot. Oftmals sind zudem Mitreisende dabei, die das Programm spontan oder geplant noch ergänzen: ob Massage, Photographie, Kammermusik, Boule, Yoga oder Gesang – die Zahl der Anregungen ist groß und reichhaltig.
Willkommen ist jeder, gleich auf welchem Niveau er oder sie tanzt. Und auch Kleinkinder oder die tanzwütigen Eltern begleitende Jugendliche sind gern gesehen. Ihr Publikum beschreibt Kerstin als weltoffen, neugierig und interessiert an Begegnungen mit Menschen und Kultur. Sie selbst begreift sich als Gastgeberin, die einen offenen und herzlichen Raum schaffen möchte, in dem Menschen sich wohl fühlen, gemeinsam tanzen und sich näher kommen können. „Tango lebt von Empathie“, betont sie. Strenge Regeln im Tango erachtet sie selbst als nicht notwendig, wichtig sei viel mehr eine Atmosphäre des Miteinanders, der Akzeptanz und der Offenheit für einander. Wenn es gelinge, sich aufeinander einzulassen, dann gelinge auch der Tango. Natürlich hat auch sie ihre Vorlieben: „Ich bin eine begeisterte Pistentänzerin, die gern auf dynamische Musik tanzt“. Entsprechend schätze sie Juan D’Arienzo, Rodolfo Biagi und Edgardo Donato. Aber auch die enge Umarmung und intensive Verbindung möge sie, wenn Musik und Takt ihr ermöglichten, mit einem anderen „ein Ganzes zu werden“. Denn „das Wesen des Tango ist für mich die Resonanz zwischen dem ‚Ich’ und dem ‚Du’ in der Musik.“
Ich über mich
Mir liegt es vor allem am Herzen, Reisen mit Niveau und persönlicher Atmosphäre anzubieten. Dazu gehören hochkarätige Tangolehrer mit Persönlichkeit und Können, Unterkünfte mit besonderem Flair, zwei Kursgruppen mit acht bis maximal zwölf Paaren und meine persönliche Begleitung bei den Reisen.
Ferienmachen und Tangotanzen ist eine beglückende Verbindung - ich hoffe, noch viele Jahre schöne Reisen anbieten zu können!
Kerstin Karkowski